Wo Klang Gestalt annimmt

Höchste Ingenieurskunst, Design und ein Fest für die Sinne. Unglaubliches erlebt man dieser Tage im Münchner Osten. Die HighEnd 2025 sperrt das letze Mal in München ihre Tore auf und auf Anraten eines guten Freundes habe ich meine Kamera gepackt und mich auf den Weg gemacht.
Das M.O.C liegt in der Nähe der Münchner Messe und mit der U6 war die Anreise entspannt. Parplätze braucht man gar nicht zu suchen, so viel ist hier los.
Aufgrund des Andrangs und weil einfach kompakter kam meine kleine APSC-Kamera (Canon R7 Crop 1.6) mit ins Gepäck.
Angekommen in den Hallen wird man erst einmal erschlagen. Unglaublich!
Als erstes merkt man: Vinyl ist back! Plattenspieler soweit das Auge reicht. Aber einer fällt dann doch etwas auf:

Ein Plattenspieler und ein Laser? Wie passt das zusammen. Erst dachte ich die Platte würde digital ausgelesen - aber weit gefehlt. Da ist doch noch eine Nadel, die die Rillen abtastet:

Aber wozu der Laser? Üblicherweise wird die Nadel mit einer Magentspule ausgelesen, in welcher diese eine Spannung induziert. Das Problem dabei: Beim Verstärken der Signale beginnen diese zu rauschen - so der Hersteller. Bei diesem Plattenspieler soll das nicht der Fall sein, da der Laser die Bewegungen der Nadel abtastet und dann digital an einen DAC (Digital-Analog-Wandler, macht digitale Audiosignale analog hörber für unsere Ohren) der höchsten Güte weiterleitet, sei das ausgeschlossen.


Was es nicht gibt: Einige Stände weiter haben sich Audio-Experten und Glasbläser in Italien zusammengefunden. Wie baut man eine Verstärkerröhre für analoge Signale höchster Güte? Natürlich baut man sie analog. WOW:

Präzissionarbeit. Abgesehen vom Klang, was hier fertigungstechnisch geleistet wird ist nicht minder beeindruckend.
Weiter im Verlauf treffen meine Augen auf eine kleine wunderschöne Holzkiste, die eine handgefertigte, mechanische Uhr beheimatet. Was ist das?

Das Gehäuse einer Vinyl-Waschanlage. Damit Staub und Schmutz aus jeder Rille der Schallplatte entfernt wird, gibt es spezielle Waschanlagen, die für die Plattenspielernadel freie Fahrt gewähren ohne dabei die Platte zu zerstören oder den Klang zu verfälschen. Spannend.
Analog ist noch sehr gefragt. Zurück zum Ursprung?
Naürlich gibt es auch für Digital-Puristen einiges zu sehen. High-End-Elektronikfertiger liefern sich hier ein Rennen um die besten Komponenten. Unverfälschte, natürliche Klänge, kein Rauschen, kein Brummen - einfach nur Musik in ihrer reinsten Form ist das Dogma.

Aber natürlich ist das Design nicht zu vernachlässigen. Wer hat, der zeigt gerne und natürlich muss es auch ins Wohnzimmer passen. Technik kann auch toll aussehen. Die Herausforderung ist, wie man beides kombiniert ohne Nachteile für beide Seiten zu generieren. Kompromisse waren gestern! Im 21. Jahrundert heißt es Qualität auf allen Seiten - so vermitteln es die Hersteller eindrucksvoll.

Man wandert von "Höhrsaal" zu "Hörsaal" und sieht "Listening Caves" soweit das Auge reicht. In jedem kleinen schalldichten Raum sieht und hört man sich nicht satt. Wunderschönes Design trift auf satten und klaren Klang in allen Genres und schon erklingt Totos E-Gittare zu "Hold the Line" aus dem Jahr 1978...

Aber natürlich ist auch für die Rock-Puristen gesorgt. Neben "Losless Streaming" ist auch für die Analog-Freunde gesorgt. Egal ob Alice Cooper "Poison" auf HQ-Studio-Tonband ("Trash" Album 1989, Track 1)

oder AC/DC mit "The Razors Edge" aus Ihrem gleichnahmigen Album von 1990 gab es auf Vinyl - mit einem Wahnsinns Klang.

Was analog war muss natürlich auch analog bleiben. So gibt es hier Verstärker, die ihre Vertreter aus den 80ern "alt" aussehen lassen. Meine Kindheit ist zurück:

Und natürlich brav getrennt - in Vorstufe (dB) und Endstufe (W):

Aber auch die Stecker sind erwachsen geworden. High-End Materialen und für jedes noch so kleine Teilstück der Audio-Strecke gibt es Messwerte und Prüfberichte - alles ganz transparent:

Und na klar, muss das Audio-Signal zu den Lautpsrechern "genug Platz" haben und dazu braucht es "High Performance"-Kabel die man sich selbst konfektionieren lassen kann - auf den mm genau. Denn Überlänge sieht nicht nur schlecht aus, sondern wirkt sich negativ auf den Klang aus. Das kann man hören? Nach Ansicht der Aussteller schon - so bilde sich jeder seine eigene Meinung.

Und natürlich ist die Qualität der Nadel bei Vinyl auch nicht zu vernachlässigen. Mikrometer genau gefertigte Nadeln sorgen für exakten Klang. Jede Nadel hat ihr eigenes Leben und so kann man auf einem speziellen Tonarm 100 Stück davon selbst testen. Mein Favourit war die Nadel "E2" in Gelb:

Man gleaubt, alles gesehen zu haben und dann das. Zum Intro von "Brothers in Arms" vibriert der Boden. Die Klänge der E-Gitarre von Mark Knopfler folgt sogleich. Mit Gänsehaut gehe ich in einen Raum, der ausgefüllt von "Brothers in Arms" ist. Das Master-Tape von 1985 (nicht Remastered und aufgebrüht) auf einem Lautsprecher? Was ist das? Ohne Worte:

3 "Hörner" links, 3 "Hörner" rechts und weit abgeschlagen dahinter jeweils ein Subwoofer - nicht nur klanglich ein Genuss, sondern auch optisch ein Hingucker.
Aber egal wo man auf der Welt hinsieht. Deutsche Ingenieure können immer noch eines draufsetzen, oder? Natürlich! Den krönenden Abschluss macht ein kleiner Familienbetrieb aus dem Rheinland. Mit den "Hypershpere"-Lautsprechern ist es dann aus. Ein grandioses Topping dieser Messe mit "raumfüllender" Akkustik im wahrsten Sinne des Wortes. Sprachlos. Hierzu muss man in einen eigenen Raum - in einer Hörzelle hat das Equipment keinen Platz.
Was die Ohren hier zu hören kriegen klingt irgendwie nicht richtig (bitte jetzt nicht falsch vestehen) - man muss die Augen schließen, um das zu begreifen. Dieser Klang KANN in so einem Raum nicht sein? Das fühlt sich an wie, ja, fast wie die Natur selbst - egal ob leise oder laut... eine Meisterleistung moderner Ingenieurskunst - Made in Germany - what else?

Ein unglaublicher Tag neigt sich dem Ende und ich bin froh, die HighEnd im Jahr 2025 nochmal in München erlebt zu haben. Nächstes Jahr findet die Messe in Wien statt und meine österreichischen Freunde können das Unglaubliche vor ihrer Haustüre erleben.
