Flos Glacialis - Die Eisblume

Flos Glacialis - Die Eisblume
Eisblumen am Fenster - Canon R6 Mark II mit RF 100 F2.8L Makro , F/5.6, 1/400, ISO 125

Fast wäre sie ausgestorben: die gemeine Eisblume. Ein Relikt, doch gern gesehen an den alten Fenstern der großelterlichen Altbauten aus den 60ern und 70ern, war sie doch oft dort an den alten Fensterscheiben anzutreffen. Sie war der Inbegriff der geringen Wärmedämmung der damals noch üblichen Einfachverglasung.

Doch wie entsteht die Eisblume?

In unserer Atemluft befindet sich eine Menge Wasserdampf. Dabei kann warme Luft mehr Wasser aufnehmen als kalte Luft. Kühlt die Luft an einem kälteren Gegenstand ab, kondensiert der Wasserdampf und der kältere Gegenstand beschlägt. Wir kennen das alle von Gläsern gefüllt mit eisgekühlten Getränken in der schwülheißen Sommerluft.

Früher waren die Scheiben (im Gegensatz zu heute) nur einfach verglast. Das heißt zwischen der Außenwelt und der Wohnung befand sich nur eine relativ dünne Scheibe aus Glas. Das hatte den Nachteil, dass die Glasscheibe - außen wie innen - die Temperatur der Außenwelt annahm; so auch die eisigen Minusgrade. Wenn die warme Raumluft auf die kalte Scheibe trifft, beschlägt die Scheibe und der Beschlag friert ein.

Bei Temperaturen unter 12°C sieht die Sache allerdings etwas anders aus, denn dann "unterkühlt" das Wasser. Trifft der Wasserdampf aus der Luft auf eine derart kalte Scheibe, überspringt das Wasser den flüssigen Zustand und gefriert sofort. Diesen Vorgang nennt man "Sublimation".

Eisblumen am Fenster - Canon R6 Mark II mit RF 100 F2.8L Makro , F/5.6, 1/400, ISO 125

Das führt dazu, dass sich Kristalle bilden. Die Kristalle haben meist eine sechseckige Form (hexagonale Form) oder bilden 6 Arme aus. Das kommt daher, dass Wassermoleküle sich auch hexagonal anordnen. Die sechseckige Form im Großen kommt also aus der sechseckigen Form im ganz kleinen.

Eisblumen und moderne Fenster

Wie oben beschrieben sind Eisblumen eigentlich ein Indiz für eine geringe Wärmedämmung, wenn diese sich auf der Innenseite des Fensters bilden. Daher berührte ich als Erstes das Fenster und - Gott sei dank - die Blumen haben sich an der Außenseite gebildet. Im Anschluss holte ich ganz entspannt die Kamera und das Makro-Objektiv, um die wunderschönen Objekte der Natur einzufangen.

Eisblumen am Fenster - Canon R6 Mark II mit RF 100 F2.8L Makro , F/5.6, 1/400, ISO 125

Tatsächlich sind Eisblumen an der Außenseite ein Qualitätsmerkmal moderner, dreifach verglaster Fenster. Eisblumen entstehen an solchen Fenstern relativ selten und nur auf der Außenseite.

Diese neue Art der Fenster isoliert so gut, dass die Außenseite die Temperatur der Umgebung annehmen kann, ohne dass dies die Wärme vom Innenraum verhindert. Die Isolierung ist daher maximal und der Wärmeverlust daraus resultierend minimal. Gut für den Geldbeutel.

Eisblumen am Fenster - Canon R6 Mark II mit RF 100 F2.8L Makro , F/5.6, 1/400, ISO 125

Und wie bilden sich die Eisblumen? Dazu muss die Außentemperatur in der Nacht sehr plötzlich auf tiefe Temperaturen fallen. Der in der Luft befindliche Wasserdampf unterkühlt jetzt und wandelt sich bei Zusammentreffen mit einem Staubkorn auf der Scheibe sofort zu Eis. Die Blumen wachsen. Allerdings währt dieser Zustand nur von kurzer Zeit. Der UV-Schutz der modernen Fenster sorgt bei Sonneneinstrahlung sofort für Wärme auf der Scheibe und beendet das wunderschöne Spektakel abrupt.

So sind Eisblumen an der Außenseite ein Indiz für eine gute Wärmedämmung.