Der Münchner Untergrund

Der Münchner Untergrund
U1 Westfriedhof, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (35mm), F/4, 1/80, ISO 250

München hat so einiges zu bieten. Eine lange Historie, viele geschichtsträchtige Gebäude und allerhand Architekturjuwelen der Moderne. Es sind die vielen Kontraste, die München auszeichnen: zwischen Kunst und Kultur sowie der Hochtechnologie kann man in meiner Heimatstadt so einiges erleben.

Jedoch - abgesehen von den Münchnern - wissen nur wenige, wie schön auch die Münchner Unterwelt sein kann. Die Stadt wird von einem großen und modernen U-Bahn-Netz durchzogen. Seit der ersten Fahrt am 19. Oktober 1971 umfasst das Netz heute über 100 km und mehr als 90 Haltestellen. Fast 500 Millionen Fahrgäste kommen hier das ganze Jahr über von A nach B.

Doch nicht nur das Netz ist besonders sondern auch einige der Stationen die über die letzten Jahre entweder neu gebaut oder neu gestaltet wurden. Und so haben künstlerisch begabte Kinder der Stadt dem Untergrund ihren "Anstrich" verpasst. In diesem Beitrag reisen wir durch die Münchner Innenstadt und bewundern die schönsten U-Bahnhöfe der Stadt.

U1 - Westfriedhof

Der Bahnhof wurde 1998 eröffnet und vom Münchner Architekten Ingo Maurer und seinem Team entworfen. Die Wände sind in blaues Licht gehüllt, während 11 große Leuchten mit jeweils fast 4 m Durchmesser von der Decke hängen und in den Farben Rot, Blau und Gelb den Raum erleuchten.

U1 Westfriedhof, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (35mm), F/4, 1/125, ISO 1250

Die Station wurde zwischen 1993 und 1996 im Rohbau errichtet. Ursprünglich war wohl geplant, die Wände zu verglasen. Schlussendlich entschied man sich aber dagegen. Daher spiegeln die Wände den ursprünglichen Rohbau wider. Der Aushub wurde nur mit Beton gesichert. Der Bahnhof gehört damit zu den Schönsten der Welt.

U1 - Candidplatz

Einige Stationen entfernt bietet der nächste Bahnhof auf unserer Liste seinen Besuchern ein besonderes Farbenspiel: Der Candidplatz. Die Station liegt in Untergiesing unter der Candidbrücke und wurde vom Münchner Architekten Egon Konrad entworfen.

Der Bahnhof ist nach dem Maler und Bildhauer Pieter de Witte, auch bekannt unter dem Künstlernamen Pietro Candid, benannt, der im 16. Jahrhundert für die Residenz und für Kirchen in München und Umgebung zahlreiche Kunstwerke und Altarbilder schuf.

Der Bahnhof ist in einer Kurvenform errichtet und hat mittig angeordnete Stützmauern, um dem Druck der Gebäude und dem mittleren Ring sowie der Candid-Brücke Paroli zu bieten. Eröffnet wurde der Bahnhof am 9. November 1997.

U1 Candidplatz Bhf, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (35mm), F/5.6, 1/80, ISO 3200

U1/U7 - Georg-Brauchle-Ring

Eröffnet am 18. Oktober 2003 zwischen den Stadteilen Moosach und Milbertshofen liegt der nächste farbenfrohe Bahnhof unter der Erde. Hier war Burkhard Schäffer am Zug, der die fast 8 m hohe Halle für die Öffi-Fahrer entwickelte.

Gestaltet wurden die Wände aber von dem Künstler Franz Ackermann.

Sein Werk "Die große Reise" zeigt auf unzähligen, rechteckigen Wandflächen verschiedene Bildnisse aus der Umgebung des Bahnhofs, aber auch aus anderen Teilen der Welt, darunter New York und Berlin. Dazwischen finden sich bunte Farbtafeln in knalligen Farben, die dem Bahnhof ein unver­wechsel­bares Aussehen geben.

U1/U7 Georg-Brauchle-Ring, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (14mm), F/4, 1/80, ISO 500

U3/U6 - Marienplatz

Auch der prominente Münchner Marienplatz als Mittelpunkt der Stadt hat seit den ersten Tagen einen Bahnhof. Eröffnet am 19. Oktober 1971 ist er einer der am stärksten befahrenen Hotspots und liegt 22 m unter der Erde.

Der Marienplatz ist durch sein knalliges Orange im Bewusstsein der Münchner stark verankert. Der Erweiterungstunnel - als Entlastungstunnel im Jahre 2006 durch Bürgermeister Christian Ude eröffnet - sollte helfen, den wachsenden Besucheransturm zu bändigen.

So führt der neue Zugang an der Südseite des Bahnhofs wahlweise per Aufzug oder Treppe in den Untergrund:

U3/U6 Marienplatz, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (27mm), F/8, 1/30, ISO 2500

Am Ausstiegt ziert die Skyline der Münchner Innenstadt den Aufzugschacht.

U3/U6 Marienplatz, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (31mm), F/8, 1/32, ISO 1000

U1/U3 - Olympia Einkaufszentrum

Einer der neueren U-Bahnhöfe befindet sich unter dem beliebten Olympia Einkaufzentrum - kurz auch OEZ genannt. Der Bahnhof liegt im Stadtteil Moosach, wurde in der Zeit des Olympia-Booms gebaut und trägt daher diesen Namen. Eröffnet am 28. Oktober 2007 kreuzen sich seither die U1 und die U3.

Dieser Bahnhof hat ein ganz besonders Ambiente. In grauen Edelstahl gehüllte Wände reflektieren das gelb-blaue Licht von den farblich gestalteten Wänden. Paul Kramer und Otto Vogel haben den Bahnhof zusammen mit Betz Architekten entworfen.

U1/U3 OEZ, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (14mm), F/4, 1/80, ISO 1600

U3 - Moosach

Die Schnittstelle mit der S1 Richtung Flughafen sowie einiger Regionallinien (Bahnhof Moosach) wurde von den Architekten Paul Kramer, Norbert Glock sowie Manfred Rossinal-Jespersen von der Stadt München entworfen. Die Wandgestaltung kommt vom Münchner Kunst-Urgestein Martin Fengel.

Der Bahnhof ist säulenlos und die Wandtafeln sind mit Abbildungen von gemalten und fotorealistischen Planzen gesäumt.

U3 - Moosach, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (19mm), F/4, 1/80, ISO 800

U3 - Moosach St.-Martins-Platz

Am 11. Dezember 2010 ging der Moosacher St.-Martins-Platz in Betrieb. Auch dieser Bahnhof ist säulenlos.

Die Wände sind glänzend vertäfelt und mit 76.160 Fotos des Künstlers Masayuki Akiyoshi (Jahrgang 1968) bedruckt, der mit seinem Projekt "Forst" den ausgeschriebenen Kunstwettbewerb für die Gestaltung der Station gewinnen konnte. Alle Bilder sind in Moosach aufgenommen. Die Bilder sind dabei in chrono­logischer Reihenfolge aufgebracht, weswegen sich zum einen eine jahreszeitlich bedingte Farbabfolge ergibt und zum anderen der Jahreszyklus anhand der Abbildungen betrachtet werden kann.

U3 - Moosach St. Mart. Pl., München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (14mm), F/4, 1/80, ISO 1600

Hier eine Detailaufnahme eines Wandteils:

U3 - Moosach St. Mart. Pl., München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (28mm), F/4, 1/80, ISO 10.000

U3/U6 - Münchner Freiheit

Am 19. Oktober 1971 eröffnet war dieser Bahnhof im Herzen von Schwabing der erste mit 4 Gleisen. Der Lichtdesigner, welcher schon für die Station Waldfriedhof verantwortlich war (Ingo Maurer) wurde auch bei der Sanierung 2009 gebeten, für eine kunstvolle Atmosphäre zu sorgen.

Die Säulen sind in blaues Licht gehüllt, während der restliche Bahnhof in gelb erstrahlt. Die Fassaden sind aus Edelstahl, was spannende Blendeffekte hervorruft.

U3/U6 - Münchner Freiheit - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (14mm), F/4, 1/80, ISO 1600

U6 - Großhadern

Dieser Bahnhof wurde vom Künstler Johannes Klinger aus München gestaltet. Er erschließt den Münchner Stadtteil Großhadern. Schon beim Betreten des Bahnsteigs findet man geometrische Formen, die im Gleichgewicht über der Decke baumeln. Diese sind wiederum in die Farben Blau und Gelb gehüllt und werden von LED-Leuchten von der Decke her in Szene gesetzt.

U6 - Großhadern, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (35mm), F/6.3, 1/60, ISO 2500

Am Ende des Treppenaufganges breitet sich dann der Bahnsteig aus. Die Säulen des Bahnhofs werden von gelben Metallplatten umschlossen, die Wände über eine Reflektor-Skulptur an der Decke angeleuchtet. Weiches Licht wirft harte Schatten.

Das kunstvolle, riesige Wandgemälde zeigt die geologische Struktur der Erdschichten um den Bahnhof herum. Von den Erdfarben (braun) bis zum Wasser (blau) sind alle Schichten vertreten. Das Gemälde soll in Zusammenarbeit mit den Formen vorher das Gleichgewicht der Erde symbolisieren. Eine perfekte Harmonie von Technik und Kunst in den Tiefen der bayrischen Landeshauptstadt.

U6 - Großhadern, München - Canon R6 Mark II mit RF 14-35 F4L (14mm), F/8, 1/80, ISO 2500

Und so zeigen die wundervoll gestalteten U-Bahnhöfe die vorher angesprochen Kontraste sehr deutlich und wie es erfolgreich gelingen kann, diese zu verbinden. Das stilvolle Licht und die harmonische Architektur lädt vielleicht ein paar Sekunden zum Verweilen ein, bevor der stressige Alltag seinesgleichen sucht.