Von den Alpen ins Mittelmeer

Am Ursprung der Salzach war ich als Kind schon oft, bin ich doch in der Nähe aufgewachsen. Doch wo endet sie? Ziel meiner Reise war das Ende der Salzach am Innspitz mit einem besonderen Moment.

Wie oft bin ich als Kind über eine Salzachbrücke gelaufen und wie oft habe ich dem Flussverlauf zugesehen. Die Salzach ist ein Fluss mit 225 km Länge. Sie hat ihren Start im Nationalpark Hohe Tauern in den Kitzbüheler Alpen im Westen von Salzburg in Österreich. Der Salzachursprung liegt unterhalb des Salzachgeier, wo die Quellbäche die Alm-Böden auf 2300 m entwässern. Die Salzach bahnt sich ihren Weg aus den Alpen durch die Salzachtäler im Land Salzburg bis in die Hauptstadt des gleichnamigen österreichischen Bundeslandes. Auf ihrem Weg münden viele Flüsse in die Salzach, bis sie selbst die Grenze nach Bayern überschreitet und in der Nähe der oberbayrischen Gemeinde Heiming am „Innspitz“ in den Inn mündet.

Die Quellregion kenne ich gut. Als Kind habe ich einmal eine Hand ins eiskalte Quellwasser gehalten und dem Tropfen zugesehen, der in das Rinnsal des Salzachursprungs tropfte. Ich habe mich oft gefragt, wo der Tropfen landet, wenn er seine Reise beendet. Wo hört die Salzach auf?

 Am „Ende“ war ich noch nie und so haben wir uns auf den Weg gemacht, den Innspitz zu besichtigen. Wir haben uns auf den Weg nach Burghausen in Bayern gemacht, wo wir in der Nähe einen Parkplatz gefunden haben. Nähe Burghausen hat man den Vorteil, dass man die Insel des Innspitzes genau zwischen den Flüssen erreicht.

Es ist schon spannend, wenn man links die Salzach an einem vorbeifließen sieht und rechts den Inn.

Der Weg führt durch unwegsames Gelände. Festes Schuhwerk ist Pflicht genauso wie die Aufmerksamkeit, dass man mit Jacke und Fotorucksack nirgends im Dickicht hängen bleibt. Andere Teile des Weges sind aber zweckdienlich ausgetreten.

Eine wunderschöne Landschaft mit saftigen, grünen Gewächsen und alten Bäumen, die auf dem wasserreichen Stück Land zwischen den Flüssen wachsen. Die Feuchte lässt das Moos an den Baumstämmen gedeihen.

Die Lichtstimmung im Herbst war einfach grandios. Ein Spiel von Sonne und Schatten und dramatische Wolken nach einigen Regentagen.

Und mitten im Dickicht traf mein Blick auf einen Baumstamm, der wohl die Kraftprobe mit dem Wind verloren hatte. Von einem anderen stehenden Baum blockiert, berührte er aber nicht den Boden. Der ganze Stamm war bewachsen mit Moos.

Ein Freund, der mit von der Partie war, hatte - um von den Zigaretten wegzukommen - eine Fluid-betankte E-Zigarette dabei, welche sich unglaublich gut als "Smoke Machine" verwenden lies.

Und plötzlich durchbrach die Sonne wieder einmal kräftig die tiefhängende Wolkendecke. Wie eine Studiolampe, die auf einen Bühnenstar gerichtet ist, erleuchtete die Sonne ein paar Pilze, die sofort im Sonnenlicht ihre Farbpracht zu Besten gaben. Vignettiert vom Schatten der umliegenden Bäume wurden tatsächlich nur die kleinen Gewächse angeleuchtet. Eine unglaubliche Lichtsituation. Die ursprünglich grauen und unscheinbaren Pilze erstrahlten in einer Farbenpracht, die nach der Kamera schrien.

 Und so hatte ich die Möglichkeit diese Stimmung einzufangen. Es war wohl die letzte Möglichkeit, denn kurz nach betätigen des Auslösers verschwanden die leuchtenden Pilze wieder unscheinbar im Schatten der vorbeiziehenden Wolken. Wäre die Sonne nicht durchgebrochen, wären uns die Pilze nie aufgefallen. Es hat alles gepasst. Uhrzeit, Wind und Wolken…

Es war ein einmaliges Bild. Die Sonne ließ die Farben so dramatisch leuchten, dass eine Nachbearbeitung am Rechner nicht notwendig war.

 Als meine Frau das Bild begutachtete musste sie lachen. Die Pilze sehen aus, wie eine kleine Pilz-Familie mit dem kleinen Pilz der den Eltern vorauseilend den Blick in die Ferne schweifen lässt, als würde er sich nach vorne beugen.

Auch den Innspitz konnten wir erreichen. Mit einem Pol-Filter konnte ich die wunderschönen Strukturen im kristallklaren Wasser einfrieren und die Farbe des Himmels perfekt zur Geltung bringen. Im Hintergrund sieht man die Farbenpracht des, von der Sonne angestrahlten Waldes, im goldenen Herbst.

Die ganze Wanderung war etwas Besonderes, aber vor allem die kleine Pilz-Familie, die sich nur für uns in der Sonne zu präsentieren schienen, als würden Sie darum bitten abgelichtet zu werden, blieben mir in Erinnerung. Dieser eine kleine Moment.

Es war ein toller Ausflug und viele schöne Erinnerungen bleiben in den Fotos erhalten. Und so habe ich den Ursprung und das „Ende“ der Salzach einmal mit eigenen Augen gesehen. Mein Wassertropfen aus den Bergen meiner Heimat hat nach 225 km im Flusslauf des Inns noch eine Reise nach Passau vor sich, bis er dort in die Donau mündet. Dann tritt er eine Reise an, welche ihn über 2.000 km durch Europa führen. Er ist lange unterwegs, bis er über die Donau durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldau und die Ukraine ins schwarze Meer fließt. Vielleicht findet er anschließend noch den Weg über den Bosporus in Mittelmeer?

Auf der Heimreise wurde das Wetter dann ungemütlich wenn man empfindlich auf tiefstehende Quecksilbersäulen reagiert und so zogen tiefe Nebelschwanden durch die Gassen von Burghausen, welche wir an einem Aussichtspunkt gegenüber der Stadt mit dem Foto einfangen konnten, ehe wir den Ausflug mit einem gemeinsamen Abendessen beendet haben. 

Es war ein schöner Ausflug mit bleibenden Erinnerungen.